Die Lehrer in Ulfa


Hauptlehrer Otto Ludwig hat anlässlich der Einweihung des neuen Schulgebäudes am 15. Februar 1953 die in Ulfa tätig gewesenen Lehrer aufgelistet. Bei seinen Recherchen nahm er Bezug auf:

     1. das Lehrerbuch des Prälaten Dr. Wilhelm Diehl

        2. die „dürftigen vorhandenen Akten der hiesigen Schule“

3. die Eintragungen im An- und Abmeldeverzeichnis der hiesigen Gemeinde.

Die Möglichkeit, dass der eine oder andere Lehrer in seinen Aufzeichnungen nicht erscheint lässt Lehrer Ludwig offen. Dies könne evtl. in den beiden Weltkriegen sein, da die Lehrkräfte in dieser Zeit besonders häufig wechselten.


1605 – 1637  Mollius, Johannes        - Schulmeister in Ulfa

1637 – 1639  Wolfius, Johannes        - von Grünberg; ab 1639 Pfarrer

1639 – 1644  Appel, Wilhelm        - von Assenheim

1646 – 1647  Kommer, Hermann        - von Eichelsdorf

um 1655        Haas, Erhard            - Schulmeister in Ulfa

1660 – 1685  Roth, Johann Peter         - starb 1685 in Ulfa

1686 – 1690  Sartorius, Johann Martin    - von Homberg

1690 – 1694  Alt, Johann            - von Schotten

1694 – 1723  Venator, Johann Michael    - von Homberg

1723 – 1731  Koch, Johann            - von Wingershausen

1731 – 1760  Spahmer, Johann Wilhelm     - gest. 14.5.1760 in Ulfa

1760 – 1794  Tham, Joh. Hch. Wilh.        - gest. 18.12.1794 in Ulfa

            seine Gehilfen: Herdt, Konr.    - von 1789-1791

        und Sehrt, Georg Friedr.    - von 1792 - 1794

1794 – 1796  Sehrt, Georg Friedrich        - von Kirtorf

1796 – 1811  Schlapp, Johann, Ludwig     - geb. 1768 in Rödgen, gest. 15.8.1811 in Ulfa

1811 – 1812  Würz, Christian        - von Eichelsdorf

1812 – 1839  Deichert, Johann Heinrich    - von Wallenrod

1840 – 1840  Wesp, Johannes        - von Friedberg

1840 – 1845  Ploch, Justus            - von Reibertenrod

1845 – 1847  Klein, Georg            - von Griedel

1847 – 1855  Diegel, Johannes        - von Nieder Gemünden


Im Jahre 1855 wurde eine zweite Lehrerstelle eingerichtet.

Lehrer der Unterstufe:            Lehrer der Oberstufe:

2. Lehrer                    1. Lehrer

1855 – 1858 Döll, Johann Heinrich        1855 – 1858 Diegel, Johann

1858 – 1896 Diegel, Johannes (1896     1858 – 1877 Würtenberger, Joh. Philipp

 pensioniert, gestorben 29.1.1899)               1877 -  1877 Koch, Heinrich                

                        1878 – 1899 Zimmer, Wilhelm

Ab dem Jahre 1892 wurde den beiden Schulklassen eine dritte hinzugefügt, welche Lehrer Fischer übernahm. Fischer wurde 1893 von dem Eichelsdorfer Lehrer Huber abgelöst. 1899 erkrankte und verstarb Lehrer Wilh. Zimmer; er wurde dann vom Schulgehilfen Johannes Haster aus Ober-Flörsheim vertreten.


Von 1900 – 1907 gaben den Unterricht an der Unterklasse die Lehrer Huber, Scheel, Magnus, Schömer und Kroh. Lehrer Ludwig Magnus versah den Unterricht dann von 1907 bis 1935. Auf ihn folgte Hans Lins 1935-1937. In der Mittelstufe erteilten Unterricht von 1901 – 1907 Georg Wißner, Karl Heyl von 1907 - 1910, Curt Hahn 1911, Wilhelm Kreis 1912, Georg Bittel 1913, Richard Schönheit 1911 – 1940.


An der Oberstufe wirkten Ludwig Dern (siehe auch gesond. Text am Ende) von 1894 – 1907 und Georg Wißner (vorher Mittelstufe) von 1908 bis zum Ruhestand 1926. Wer zwischen 1926 und 1930 die Oberstufe versah, konnte nicht festgestellt werden. Von 1930 bis 1939 übernahm Otto Reitz den Unterricht an der Oberstufe. Weiter waren in dieser Klasse tätig: Paul Luh 1938/1939, Becker 1940 und Heinrich Stein von 1940 bis 1945 (von Nidda abgeordnet).


In der Zeit nach dem ersten Weltkrieg bis zum Ende des zweiten Weltkrieges war die Volksschule Ulfa großen Personalverschiebungen ausgesetzt. Der Vollständigkeit halber nachfolgend die Namen derer, die in dieser Zeit kurzfristig in Ulfa den Schuldienst versehen haben: Karl Mester 1919, Emilie Kunkel 1919, Toni Schuchard 1919, Heinrich Fries 1926, Annemarie Eidmann 1926-1928, Anna Kredel 1928-1930, Anna Krämer 1929-1930, Marie Schaus 1930, Georg Heppes 1935, Walter Metzger 1935, Willi Demmer 1937-1938, Wilhelm Müller 1939 und Jakob Büchler 1942-1943.


Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Unterricht in Ulfa von Alfred Berger im Jahre 1946 wieder aufgenommen. Bald stellte sich ihm Maria Schönheit zur Seite und schließlich wurde Paul Kaltenbach der Dritte im Bunde. Nach dem Wegzug des Letzteren 1947 und Versetzung von Lehrer Berger nach Nidda wurde Karl Wunderlich mit einer Lehrerstelle in Ulfa beauftragt. Durch die Aufnahme von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten wurde die Schülerzahl derart groß, dass die Volksschule Ulfa im Jahre 1948 vier Klassen hatte. Unterrichtet wurden die einzelnen Klassen von:

     Klasse  I        (1. u. 2. Schulj.) Else Rauch (schon seit 1943 in Ulfa)

    Klasse  II       (3. u. 4. Schulj.) Maria Schönheit

    Klasse  III      (5. u. 6. Schulj.) Karl Wunderlich

    Klasse IV     (7. u. 8. Schulj.) Rudolf Schmidt (wurde 1950 aus dem Dienst entlassen). Ihm folgte Hans Kalberlah bis 1951 und ab dann Lehrer Otto Ludwig.

Nachfolgend eine Liste der Lehrer ab 1952.

Quellen: Festschrift Hauptlehrer Otto Ludwig, 1953, Ausarbeitung von Lehrer Alfred Berger, 1948, Festschrift der Schule von 2002, Auskünfte von Schulleiterin Gesine Haus, Archive der Städte Nidda und Schotten; 

Text: Günter Stahnke

Lehrer Ludwig Dern    

- in Ulfa von April 1892 bis Juni 1907 -


Anlässlich des 100. Geburtstages von Lehrer Ludwig Dern im Jahre 1973, erstellte Prof. Dr. Franz Lerner aus Frankfurt/M. ein Lebensbild von Ludwig Dern. Einen Auszug daraus möchten wir hier wiedergeben:

    „Ludwig Dern wurde am 9. Juli 1873 in Rockenberg als Sohn des Gefängnisaufsehers Johann Dern und dessen Ehefrau Luise Dern, geb. Hille geboren. Ludwig Dern war das 9. Kind seiner Eltern. Im Hause der Familie Dern ging es bescheiden zu; abgesehen von dem Tumult einer fröhlichen Kinderschar besaßen die Eltern keine großen irdischen Güter. Nach dem Besuch der dortigen Dorfschule ging er zur Realschule in Butzbach. Hierfür musste er allerdings jeden Tag bei jedem Wetter, Sommer wie Winter, einen Fußmarsch von zweieinhalb Stunden auf sich nehmen, denn die Bustransporte oder die Fahrten der Eltern wie wir sie heute kennen gab es nicht. Im Frühjahr 1889 bestand er die Aufnahmeprüfung zum Friedberger Lehrerseminar und begann ein dreijähriges Studium.

    Noch nicht 19 Jahre alt trat der Schulamtsaspirant Ludwig Dern mit Beginn des Schuljahres im April 1892 in Ulfa seine erste Stelle an. Er kam in das größte Dorf weit und breit mit seinen damals 1040 Einwohnern. Nur die nahen Kleinstädte Nidda und Schotten  waren um einige Hundert Einwohner größer. In der Schule waren vier Lehrkräfte tätig, so dass der Anfänger angeleitet werden konnte und notfalls Rat und Hilfe erhielt. Unweit vom Schulhaus steht die Kirche, in der Ludwig Dern nun allsonntäglich an der Orgel saß. Da er in Friedberg bei Musikdirektor Friedrich Schmidt das Geigenspiel erlernt hatte und auch ein guter Sänger war, der gerne seine Stimme mit einem frohen Lied erklingen ließ, übernahm er in Ulfa bald die Leitung des Männergesangvereins „Germania“. Auch sonst wurde der junge Lehrer von manchem Einwohner in Anspruch genommen, besonders wenn es darum ging, in irgendeiner Sache, vielleicht gar einer Behörde, einen Brief zu schreiben.

    Natürlich tat der junge Schulamtsaspirant auch bei allen fröhlichen Feiern und Festen in Ulfa als stattlicher Mannskerl gern mit – wie die meisten Angehörigen der Dern Sippe war er lang aufgeschossen, schmal und ein flotter Bursche – daher auch ein begehrter Tänzer. Vom Treiben in den Spinn-Stuben und im Dorfwirtshaus in den langen Wintermonaten hat er noch viele Jahre später höchst anschaulich in einer Ausgabe der Vereinszeitschrift „Frischauf“ des VHC berichtet. Schon nach wenigen Jahren aber galt sein Interesse nur noch einer kleinen Rheinhessin, die der Zufall nach Ulfa verschlagen hatte. Käthe Geil, ein Waisenkind aus Nierstein, hatte in Lindheim die Haushaltungsschule besucht und nun als „Fräulein“ (Wirtschafterin) ihre erste Stelle auf dem Edelhof in Ulfa bekommen. Der Besitzer meinte es gut und wollte ihr auch zu einer passenden Partie verhelfen. Dafür hatte er schon seinen tüchtigen und nicht unbemittelten Verwalter im Auge. Doch zu seinem Entsetzen verlor das hübsche Kind sein Herz an den „derrappigen Hungerleider von Schulmeister“, den er ihr partout ausreden wollte. Außer ihrer Liebe und einer guten Portion Gottvertrauen besaßen die beiden jungen Leute keine nennenswerte Habe.

    Am 30. September 1897 stand im Großherzoglich Hessischen Regierungsblatt, dass durch Erlaß vom 15. jenes Monats „dem Schulaspiranten Ludwig Dern, aus Rockenberg im Kreise Friedberg, eine Lehrerstelle an der Gemeindeschule zu Ulfa, im Kreise Schotten, übertragen worden sei“. Fünf Tage darauf, am 5. Oktober 1897, heiratete der frischgebackene Lehrer seine Käthe. Das junge Paar erhielt zunächst im Schulhaus eine Dienstwohnung. Mit einem Jahresgehalt von 900 Mark konnte man aber keine großen Sprünge machen. Ludwig Dern übernahm –inzwischen in das schöne Haus neben der Schule am Kircheingang übergesiedelt- im Jahre 1900 mit Freuden die Agentur der Kaiserlichen Post. Seine junge Frau, sie war bei der Heirat gerade 19 Jahre gewesen, hielt für die schulentlassenen Mädchen die so genannte „Industriestunde“ (eine frühe Form der Berufsschule) ab, in der sie ihnen Stricken und Nähen beibrachte. So verdienten beide ein paar Mark für ihre knappe Haushaltskasse dazu.

    Sie brauchten das Geld um so mehr, als sich im Laufe der ersten acht Jahre ihrer Ehe nacheinander vier Mädchen einstellten. Das erste Mädchen war jedoch kurz nach der Geburt gestorben; die anderen drei gediehen aber um so besser. Ludwig Dern sagte einmal “Der Wunsch nach einem Sohn hat mich zum Vater von drei Töchtern gemacht“.

Die Töchter waren aber auch der Grund, dass sich Ludwig Dern nach 15-jährigem Wirken in Ulfa 1907 um eine Versetzung in eine Stadt mit höheren Schulen bemühte. Er durfte zwischen Darmstadt und Offenbach wählen. Er entschied sich für die Industriestadt Offenbach wegen ihrer Nähe zu Frankfurt mit ihren vielfältigen Möglichkeiten und wegen der besseren Bezahlung. Offenbach zahlte damals den Lehrern das höchste Gehalt in ganz Hessen.

    In den ebenso arbeitsreichen wie frohen Jahren in Ulfa war Ludwig Dern ein eifriges Mitglied des Bezirkslehrervereins Schotten und zuletzt auch dessen stellv. Obmann. Insbesondere übernahm er auch den Vorsitz im Verein „Lehrerheim“, was ihm viel Last und Mühe einbrachte. Mit der ihm eigenen Zähigkeit und Ausdauer hat er diese Erholungsstätte seiner Kollegen finanziell saniert und konnte sogar die Mittel für den Anschluss an die Wasserversorgung zusammenbringen. Auch in späteren Jahren bleib er diesem Hause immer verbunden.

    Ende Juni 1907 kam dann der Ortswechsel nach Offenbach. Der Gesangverein Germania hatte seinen langjährigen Leiter feierlich zum Ehrendirigenten ernannt, der Möbelwagen, versehen mit mancherlei Abschiedsgaben und Blumengirlanden, setzte sich, begleitet von vielen Dorfbewohnern, in Bewegung. Schweren Herzens schied Ludwig Dern mit den Seinen von dem ihnen allen zur Heimat gewordenen Ulfa. Bald musste er jedoch seine zweite Tochter Elfriede wieder dorthin zurückbringen, weil die Fünfjährige Heimweh hatte und sich nicht in der großen Stadt eingewöhnen konnte. Erst mit der Einschulung 1908 war die Familie wieder vollzählig in Offenbach vereint.

Ludwig Dern blieb der Region Vogelsberg Zeit Lebens verbunden. Im Jahre 1909 gründete er in Offenbach einen Zweigverein des Vogelsberger Höhenclub VHC. Gleich in der ersten Versammlung wurde er zum ersten Vorsitzenden gewählt und behielt dieses Amt 27 Jahre bis zu seinem Tode.


Im Spätsommer 1936 erlitt der 64-jährige einen schweren Herzanfall. In der Folgezeit kam es nur zu einer leichten  Besserung. Auch ein Erholungsurlaub auf der Ulfaer Jagdhütte seines Schwiegersohnes Georg Reuß brachte nicht den gewünschten Erfolg, so dass er zum 31. Dez. 1936 vorzeitig in den Ruhestand ging. Vier Tage nach Eintritt in den Ruhestand, am 4. Jan. 1937, verstarb Ludwig Dern an einem zweiten Herzinfarkt in Friedberg. An der Beisetzung in Frankfurt-Oberrad nahm auch der Ulfaer Bürgermeister Hofmann mit zwei Gemeinderatsmitgliedern teil und dankte mit ehrenden Worten und einer Kranzspende dem Entschlafenen für sein nicht vergessenes Wirken in Ulfa.


Quelle: Ausarbeitung  „Ludwig Dern“ v. Prof. Dr. Franz Lerner, 1973