Der Hinkelstein


Im Band 5 des „Archiv für Hessische Geschichte“ von 1846 wird beschrieben:


Ferner erhebt sich nordwestlich von Ulfa auf dem Wege nach Stornfels senkrecht ein etwa 5 Fuß hoher Stein. Er wird im gemeinen Leben der Hinkelstein (Hoinjersta´n) genannt und hieß wohl früher „Hünenstein“. Er scheint durch Menschenhände, nicht durch die Natur, aufgerichtet, und da sich in seiner Nähe noch einige Steine und Felsen befinden und dergleichen auch zu Tage kommen, so ist es wahrscheinlich, dass er nicht in der Ferne geholt wurde. Sonst ist er nicht bearbeitet; auch existiert weiter keine Sage von ihm, als dass es des Nachts in seiner Nähe nicht ganz geheuer sein soll und die Kinder sich erzählen, es säßen in demselben Hühner (Hinkel). Dennoch erscheint er mir von Bedeutung und auf uralten Gottesdienst oder eine alte Gerichtsstätte zu deuten.“

(Quelle: Heimatblätter Nr. 6, 1954, Dr. E. Meyer, Gießen)


Der Beschreibung nach war der Stein ca. 1,5 Meter hoch (ein Fuß = rd. 28 cm). Der Hinkelstein wurde auch „Hoinjer-Stein“ genannt. Leider können wir den seinerzeitigen Standort nicht nachvollziehen, da der früher nordwestlich von Ulfa verlaufende Weg nach Laubach bzw. Gonterskirchen führte. Nahm man einen Umweg in Kauf, konnte man auch über diesen Weg (Hungen-Schottener Strasse) nach Stornfels gelangen. Der „Weg nach Stornfels“ begann in der „Lücke“, führte am „Katharinengarten“ vorbei und verlief dann der heutigen Straße entsprechend weiter nach Stornfels. 


Hünensteine waren in Hessen öfter zu finden und wurden unter dem Begriff Megalithkultur zusammengefasst. Diese steinernen Denkmäler werden in die Zeit um 3.000 vor Christus datiert. Welche kultische Vorstellung sich dahinter verbirgt ist bis heute weitgehend unbekannt. Es könnte ein Versammlungs-, Opfer- oder auch Gerichtsort gewesen sein. 


Eine zweite Erwähnung des Hinkelsteins findet sich in einem Bericht von Lehrer K. H. Basenau, welcher 1960 schrieb: „Auch der Radberg mag eine Richtstätte gewesen sein. Nicht weit davon ist heute noch der „Hoinjerstan“ zu sehen, der etwa 2 m hoch von Menschenhand errichtet wurde.“


Wie Basenau schreibt, stand der Stein nicht weit vom Radberg; dort verlief die zuvor erwähnte „Hohe Strasse“, allerdings zweigte hier kein Weg nach Stornfels ab. 


Der Heimat- und Geschichtsverein Ulfa beabsichtigt als ein weiteres Projekt der Heimatkunde einen solchen Hinkelstein wieder aufzustellen und mit einer Infotafel zu versehen. Einen geeigneten Platz zu finden ist wegen der vielfältigen zu beachtenden Vorschriften jedoch nicht leicht. In Absprache mit der Stadtverwaltung kann der neue Hinkelstein nun am Baumlehrpfad in der Nähe der Gänsweide gesetzt werden. Für einen entsprechend großen Stein haben Günter Stahnke und Friedel Wenzel schon gesorgt.


(Text G. Stahnke, 2021)