Ulfa im Altertum und Mittelalter


Ulfa liegt am südwestlichen Rande des Vogelsberges hin zur Wetterau und ist ohne Zweifel eine der ältesten Siedlungen in diesem Gebiet. Anzunehmen ist, dass es von der Wetterau und dem Main/Kinziggebiet her als Siedlungsgebiet erschlossen wurde. Das waldreiche Gebiet war in der Steinzeit sicher nur sehr dünn besiedelt. Jedoch gab es auch hier steinzeitliche Jäger, die mit Ihren Familien in den Wäldern jagten bzw. lebten. Von steinzeitlichen Siedlungen um Ulfa ist zwar nichts überliefert, doch deuten einige Stellen im Gelände und im Wald auf alte Siedlungen hin. Auch steinzeitliche Funde bestätigen eine frühe Besiedlung. So wurden in der Gemarkung Ulfa ein Steinkeil, eine ca. 4000 Jahre alte Steinaxt, römische Münzen, ein tausend Jahre alter Tontopf und eine metallene Speerspitze gefunden.

In dieser Zeit sind auch die vielen Grabhügel ringsum in den Wäldern des Vogelsberges entstanden. Auch in der Ulfaer Gemarkung befinden sich mehrere dieser Grabhügel, von denen einige in den 1920er Jahren von Friedrich Kofler aus Darmstadt geöffnet und wissenschaftlich untersucht wurden. Der geringe Inhalt der Gräber setzte sich aus Asche, Knochen, Bruchstücke von Tongefäßen, und kleinen Bronzegegenständen zusammen.


Durch die Ausgrabungen in Glauburg und durch den Fund des Grabes eines Keltenfürsten ist erneut erwiesen, dass dieses Gebiet von den Kelten besiedelt war. Glauburg gilt als überregionales Keltenzentrum. 


Eindeutig keltischen Ursprungs ist auch die Herkunft unseres Ortsnamens Ulfa. In der ältesten Erwähnung (750-802) heißt Ulfa „Olôffe“, später auch „Olaffa“. „Ol“ bedeutete in der keltischen Sprache = Sumpf und „ôffe“ bzw. „affa“ = Wasser, Bach oder auch Gewässer. Der Name verrät uns also, dass die erste Siedlung hier an einem Sumpfgebiet oder Bach lag. Das Sumpfgebiet ist nicht schwer nachzuweisen, denn die Flurbezeichnung „Im Egelsee“ zeugt von einem früheren, wenn auch sicher nur flachen See bzw. Sumpfgebiet in diesem Bereich. Auch kennen die Älteren noch die nassen Wiesen im „Hörig“ und im „Schwaderfeld“ bevor diese entwässert wurden. Nach der Chronologie der Rodungs- und Siedlungsperioden gehören die Ortsbezeichnungen mit den Endungen „aha“, „affa“ und „offe“ in die erste Siedlungsperiode, die sich bis zum 4. Jahrhundert n. Christi erstreckte. Durch die Ortsnamen wird aber auch belegt, dass zur Keltenzeit (ab ca. 1000 vor – 300 nach Chr.) oder auch schon früher, hier eine Siedlung vorhanden bzw. das Gebiet besiedelt war. Dies belegen vorgenannte frühzeitliche Funde.


Ca. 50% der Siedlungen dieser ersten Siedlungsperiode sind wieder verschwunden. Im ehemaligen Kreis Schotten gibt es noch vier Orte, deren Namen aus dieser frühen Siedlungsperiode stammen – dies sind Ulfa (Olaffa), Lais (Leysaha), Seemen (Seemenaha) und Gedern (Gawuiraha).


In der II. Siedlungsperiode vom 4. – 6. Jhd. endeten die Ortsnamen auf „ahi“ und „ingen“ und vom 6. – 11. Jhd. auf „berg, bach, feld, holz, born, au, see, wasser, hausen (husen), dorf und statt“. In der letzten großen Rodungs-Periode vom 11. bis 14. Jhd. entstanden dann Orte mit den Endungen „rod, hain, scheid, kirchen, sahsen, stein, fels und winden“, so auch unser Nachbarort Stornfels.


Den Platz der Kelten nahmen die sich ausbreitenden Germanenstämme ein, in unserem Gebiet waren es die Stämme der Chatten und Westen. In diesen Jahrhunderten der Kelten- und Germanenzeit lebten unsere Vorfahren hier als freie Männer, rodeten Wald, machten das Land urbar und gingen der Jagd nach um sich und ihre Familien zu ernähren. In den Wäldern und an besonderen heiligen Stätten opferten sie den Göttern ihres althergebrachten Glaubens und bestatteten die Toten nach ihrem Brauchtum in Hügelgräbern.


Im westlichen Teil des Reiches besetzten dann die Römer das Land auf der linken Rheinseite. Im Jahre 70 n. Chr. wurde unter Kaiser Vespasian bei Mainz ein römischer Vorposten rechtsrheinisch ausgebaut; die Römer stießen dann bis in die Wetterau vor und es kam zu Kämpfen mit den hier lebenden Chatten. Zur Sicherung ihres Reiches und um sich besser vor Überfällen germanischer Stämme zu schützen wurde in den Jahren 83 – 85 nach Chr. der Limes in Hessen von den Römern errichtet. Ulfa lag außerhalb des von den Römern besetzten Gebietes, jedoch im nahen Einzugsbereich. Hier gefundene alte römische Münzen deuten darauf hin, daß auch die Ulfaer Kelten und Chatten mit den nahen Römern Handel betrieben. Der Limes verlief von Lich kommend, östlich an Inheiden und Echzell vorbei (in Echzell war ein Kastell), Richtung Altenstadt. 

Die Karte zeigt den Verlauf des Limes

Nach Fall der römischen Herrschaft im 3. Jahrhundert verfiel die Barriere Limes und in Europa setzte im 4. Jhd. eine Völkerwanderung, so genannte fränkische Landnahme ein, welche sich bis zur Mitte des 6. Jhd. hinzog und eine Vielzahl von Veränderungen mit sich brachte. Dies ist der Zeitpunkt des Übergangs von der Antike zum Früh-Mittelalter und der fränkischen Zeit.

Frühmittelalter

 -von Mitte 6. Jhd. bis Anf. 10. Jhd.-


Die Karolingerzeit unter Karl dem Großen (742 – 814) erstreckte sich über die Jahre von 751 bis 911. Das Dorf Ulfa bestand ja schon längst, die Bewohner hatten Wald gerodet, bestellten die Felder, züchteten Vieh und trieben Handel. Auf Grund der damaligen Gebietseinteilung in „Gaue“ und diese wiederum in „Zente/Cente“ eingeteilt, gehörte Ulfa zum Gau „Wettereiba“, woraus sich später dann die heutige Bezeichnung Wetterau bildete. Diese ist allerdings nicht mit den damaligen Grenzen gebietsidentisch; die heutige Wetterau ist kleiner. Die so genannte „Gauverfassung“ mit der höheren und niederen Gerichtsbarkeit wurde unter Karl dem Großen eingeführt. Die niedere Gerichtsbarkeit stand dem Grundbesitzer, meist Adel oder Kirche, zu. Ein „Zent“ umfasste mehrere Dörfer und Siedlungen und hatte einen Zentgrafen oder Schultheiß an der Spitze, der auch den Vorsitz beim Zentgericht hatte. Ihm standen zur Urteilsfindung meist mindestens drei Schöffen zur Seite. Auch Ulfa war ein solcher Gerichtsort. Dies kann den alten Aufzeichnungen entnommen werden, wo vom Gericht Ulfa die Rede ist. Diese Dokumente sind jedoch späteren Datums. Auf dem „Radberg“ oder auch „Galgenberg“ wurden wohl die Strafen vollstreckt worden – dafür sprechen die Namen der alten Flurbezeichnungen. Das letzte bekannte und dokumentierte Rädern fand am Radberg 1671 statt.

Im 8./9. Jahrhundert dürfte hier die Christianisierung begonnen haben. In Fulda wurde das Benediktinerkloster im Jahre 744 von Bonifatius und Sturmius, einem Schüler Bonifatius gegründet. Sturmius wurde auch der erste Abt des Klosters. Es befand sich auf verödetem Siedlungsgebiet, das sich Bonifatius 743 aus Königsgut hatte übertragen lassen. Das Kloster blühte auf und erhielt viele Schenkungen von Gläubigen, die Ihre Häuser, Äcker und auch Hörigen dem Kloster vermachten. Ihnen wurde dafür ein „Seelgerät“ zuteil, welches Seelenheil und Sündenablass versprach. Die Kirche konnte dadurch große Reichtümer ansammeln und wurde mächtig.


Genauere Auflistungen über die Schenkungen wurden anfangs nicht geführt, sondern als Urkundenrollen aufbewahrt. Abt Markward I. von Fulda (1150-65) gab seinem Mönch Eberhardi den Auftrag ein Kopialbuch der vorhandenen Urkunden zu schaffen. Diese Auflistung ist nach Zeiträumen unterteilt und unter der Bezeichnung „Codex Eberhardi“ bekannt.


In diesen Schenkungsverzeichnissen des Klosters Fulda ist auch die erste schriftliche Erwähnung Ulfas zu finden. Ulfa bzw. der frühere Name Olôffe wird darin im Zeitraum „um 750 – 802“ erstmals aufgeführt. Ein genaues Datum oder Jahr lässt sich nicht zuordnen, daher ist laut Hess. Staatsarchiv Marburg, Schreiben vom 17. Dez. 2008, das Jahr 802 als letztmögliches Jahr der Schenkung anzusehen und gilt somit als urkundliche Ersterwähnung. Nachfolgend eine Kopie der Urkunde:

Der erste Eintrag „Olôffe“ befindet sich in der rechten Spalte, in der vierten Zeile von unten. 

(StA Marburg K426 fol. 110 r)

Der Ulfaer Eintrag aus der Zeit „um 750 – 802“ lautet (Dronke, Kap. 42 Nr. 85):

„Aganth et uxor eius Tuticha tradid. sco B. in villa Olôffe. unam curtilem et XII iugera“.


übersetzt bedeutet dies:

„Aganth und seine Gattin Tuticha übertragen Sancto Bonifacio (dem Kloster) im Dorfe Olôffe (Ulfa) einen Hof und 12 Joch Land“.


In den Schenkungsverzeichnissen findet sich noch ein weiterer Eintrag, welcher etwa um das Jahr 950 datiert.

Eintrag „Morunc“ = linke Seite, Zeilen 7, 8 u. 9. Dieser zweite Eintrag lautet (Dronke Kap. 42 Nr. 178):


“Morunc de Wetereiba trad. sco Bon. in uilla Olaffa predia fua. agrof. prata. filuaf. domos et familiam”.


übersetzt bedeutet dies:

„Morunc de Wetereiba überträgt Sancto Bonifacio (dem Kloster) im Dorfe Olaffa (Ulfa) alle seine Güter, Äcker, Wiesen, Häuser und Hörige“.


Die in den Urkunden erwähnten  „Aganth“ und „Morunc“ könnten wohl die früheren Herren, evtl. auch die Zentgrafen oder Schultheiße von Ulfa gewesen sein. Aus dem Namen „Morunc de Wetereiba“ kann jedenfalls geschlossen werden, dass es sich um einen Adeligen handelte.


In die Zeit des frühen Mittelalters könnte auch der Bau der Ulfaer Burg fallen. Den ehemaligen Standort verrät heute noch die Bezeichnung „Alte Burg“ auf der Anhöhe im Osten des Dorfes. Hierbei soll es sich um eine Holzburg gehandelt haben. Nach Resten der Burg ist 1922 geforscht worden – die Ergebnisse waren dürftig, aber die ehemalige Existenz einer Anlage mit Graben wurde bestätigt. Die kompletten Umrisse sollten bei weiteren Ausgrabungen freigelegt werden. Leider ist es dazu nicht gekommen. Die Anlage an sich dürfte eher eine Schutzburg für Mensch und Tier und keine Wohnburg bewesen sein. (s. Abschnitt Ulfas Burgen)






Hoch- und Spätmittelalter

- von Anfang 10. bis Mitte 15. Jahrhundert-


Nach Einzug des Christentums, wahrscheinlich durch Mönche des Klosters Fulda, wurde recht früh in Ulfa eine Kirche im Stile einer römischen Basilika errichtet. Von Fachleuten wird die Erbauung in das 9./10. Jahrhundert eingeordnet. Darauf lässt der Baustil und auch der Kirchturm, der ursprünglich ein Wehrturm war, schließen. Es gibt dazu aber auch abweichende Meinungen, welche die Bauzeit etwas später sehen. Die drei Glocken jedenfalls wurden 1334 in einem Guss gegossen, dies wurde durch ein spezielles Materialgutachten nachgewiesen. Damit ist das Ulfaer Glockengeläut wahrscheinlich das älteste Dreiergeläut in Deutschland.


Zu dieser Zeit gab es in Ulfa auch ein Adelsgeschlecht. Die erste Erwähnung eines Adligen, ausser vorgenanntem Morunc, findet sich in einer Urkunde von 1129. Dort wird „Eckenhard von Hôlefe“ als „Zeuge von hohem Adel“ in einem Stiftungsbrief des Klosters Schiffenberg genannt. Eindeutig sicher sind sich die Fachleute jedoch nicht, ob dieser „Eckenhard“ der erste bekannte Adelige des Ulfaer Stammes ist. 1183 folgt dann die Erwähnung von „Guntram de Olpho“, welcher in einer Urkunde des Klosters Arnsburg genannt wird und eindeutig Ulfa zuzuordnen ist.


1206 ist „Gundelahus de Olpho“ als Zeuge in einer Urkunde des Grafen Ludwig von Ziegenhain aufgeführt.


1251 bezeugt „Guntram de Olfo“ eine Schenkung des Ulrich von Münzenberg an St. Antonius und dessen Haus zu Grünberg.


1252 bezeugt „Henricius de Olpho“ die Schenkung des Hofes in Rabertshausen an die Herren von Grünberg.


1255 verzichtet „Jutta, Gattin des Guntram zu Ulpha“ auf die Güter zu Rockenberg, die ihr Gatte an das „Marienstift zu den Greden“ in Mainz verkaufte.


1263 verkauft „Guntram zu UIpha“ seine Güter in Utphe nebst Mühle an der Horloff an das Kloster Haina.


1283 kündigt „Guntram zu Ulpha“ die Vogtei Lich auf, die er von der ehrwürdigen Abtissin von Wetter zu Lehen trägt. Als Grund gibt er an, dass er von solchen Vasallendiensten frei sein will.


1287 schenkt Guntram den „Cisterziensern“ in Arnsburg seine in der Licher Mark (in Rodenscheidt) gelegenen Güter zu seinem und seiner Frau Seelenheil.


Von dem zuvor erwähnten „Henricius de Olpho“ ist weiter nichts bekannt, sein Name ist in keiner weiteren Urkunde zu finden. Anzunehmen ist, dass es sich um einen Bruder Guntrams II. handelte.


Diese Ulfaer Adelslinie entstammt der Hauptlinie derer „von Marburg“, aus welcher sich auch die Linien der „Schenken zu Schweinsberg“ und der „Vögte zu Fronhausen“ ableiten und erklärt, weshalb die Schenken zu Schweinsberg neben dem Adelsgeschlecht derer „von Cronberg“ (Guntrams Frau war eine geborene „von Cronberg“), den letzten Ulfaer Adeligen nach dessen Tod beerbten. Der letzte „Guntramus de Olfo“ starb zwischen 1304 und 1306; damit war das Ulfaer Adelsgeschlecht erloschen. Das Erbe ging dann (von Guntrams Seite) an „Eberhard Schenk zu Schweinsberg“ und (von Juttas Seite) an die „von Cronberg“. Eberhard verkauft 1308 die Ulfaer Güter an seinen jüngeren Bruder „Guntram den Jüngeren“. Auch „Frank der Lange“ von der Cronberger Seite verkauft seinen Ulfaer Erbteil.

    

In der ungeklärten Folgezeit zwischen 1308 und 1353 muss dann wohl ein großer Teil des Schenkschen Besitzes und die Gerichtsbarkeit an den Grafen von Ziegenhain gekommen sein, denn im „Archiv der Hess. Geschichte“ schreibt Gg. Landau 1855:

Der ziegenhainische Besitz des Schlosses lässt sich erst seit 1353 nachweisen. In diesem Jahr öffneten sie dem Abt von Fulda „ir (neugebautes?) Sloz Sturmfels … und was darzu gehoret“ und machten es zugleich zu fuldischem Lehen. Unter diesem „darzu gehoret“ konnte nur das Gericht Ulfa (mit zugehörigen Dörfern und Gütern) zu verstehen sein, obwohl dasselbe sicher schon seit früher fuldisches Lehen war. Ausser dem Gerichte Ulfa schlugen die Grafen auch das Gericht Widdersheim zu Stornfels und beide Gerichte bildeten das Amt Stornfels.“


1353 wird „Heinrich von Brende“ als Burgmann genannt, 1359 dann „Crafft von Ulfa“ als Erbburgmann. Dieser „Crafft von Ulfa“ wird jedoch schon 1347 in zwei Urkunden als Edelknecht erwähnt, ist jedoch kein Nachkomme des „Guntrams von Ulfa“ sondern stammt aus der Familie derer „von Heiligenberg“ aus Niederhessen. Die Familie „von Heiligenberg“ verfügte über größeren Landbesitz in Ulfa, welches sie wohl als Lehen inne hatten oder von den Erben des „Guntram von Ulfa“ erwarben. 


In einer Urkunde vom 13. Nov. 1362 heißt es: „Wir Crafft, Petir, Herman und Heinrich von Olffe gebrudere Edilknechte tun kunt, daz wir virkouft han solich gud, als unser Vader dem got gnade irclaget hatte czu Habritzhusen bie der stad Nyede gelegin …..“ Die vier Gebrüder von Heiligenberg, genannt von Ulfa, verkaufen ihr Gut zu „Habritzhusen“, gelegen bei der Stadt Nidda, an den Grafen Gottfried zu Ziegenhain.


1370 erhält „Hermann von Olphe“, Wäppner, von Landgraf Heinrich Ersatz für den Verlust eines Pferdes, das er in seinem Dienste verlor, und aller Schäden, als er von „Gumpracht von Hohenfels“ gefangen wurde.


Weitere Auszüge aus Urkunden dieser Zeit sind nachfolgend angeführt:


1367 wird in der Lehens-Urkunde des Grafen von Ziegenhain und Nidda an die „Weisen von Fauerbach“ das Gericht Ulfa beschrieben. Dieses besteht aus:

 

Ulfa, dem Haupt- und Pfarrdorfe

Stornfels mit Burg und Tal

Schelnhof – ein Hof

sowie den wüsten Orten: Byngßhusen (Bingeshusen), Rockenhusen (Reckenhusen), Wintramßhusen (Wintermeßhusen). Andere wüste Orte sind: Fronholz, Lindenwaßheim, über Ulfa liegt die Altenburg. Als sonstige Örtlichkeiten werden 1363 genannt: Aytsbach, Buchwalt, Eychholcz


1396 wird beurkundet: „Ich, Crafft von Heiligenberg, den man nennt von Olffe, bekenne, daß ich mit Willen und Wissen Crafftes, Hennes und Erwins, meine Söhne….. und Amabilien … meine Tochter …“ Hier handelt es sich um die vier Nachkommen des 1362 erwähnten „Crafft von Olffe“.


Im April 1414 heißt es in einer Urkunde: „Ritter Kurt von Bellersheim (Beldersse) hat vom Landgrafen (Ludwig I.) zu Lehen erhalten 1 Viertel des Zehnten zu Olffe, 1 ½ Hufen Land zu Ubirnhaben und 2 Hufen zu Enherten. Die anderen von Bellersheim, seine Verwandten, haben keginwessel dieser Lehen vom Landgrafen zu Lehen. Herr Kurt hat vom Landgrafen darüber keine Urkunden empfangen und keine gegeben.“


12. Juni 1414: Landgraf Ludwig I. gibt Philipp von Erbeshausen, genannt Hesse als Burglehen seinen Teil des Burgsitzes in der Stadt Grünberg unter dem Burgsitz der Strebekotz gelegen und seinen Teil des Zehnten zu Lemheym, woran (Burgsitz und Zehnten) die von Ulfen (Olfe) und die Wisengugel je ein Viertel als Burglehen haben. Philipp erhält ferner als Mannlehen 3 Viertel des Zehnten zu Roymenkirchen, von Kurt Pfeffersack das 4. Viertel zu Lehen trägt, und die Zehnten zu Bernsfelde und Pferdsbach, alles wie seine Eltern es bereits von den Vorgängern des Landgrafen zu Lehen hatten.

D. feria tercia post festum corporis Christi sub a. d. 1414


1450 ging mit Erlöschen des Adelsstammes der Ziegenhainer- und Niddaer Grafen deren Besitz an den Landgrafen von Hessen. Mit ausgehendem Mittelalter kam auch so manche Neuerung. Die von Karl dem Großen herrührende Gauverfassung wurde abgeschafft und die Landgrafen teilen ihr Gebiet in Ämter ein. 


1466 wird erstmals das Amt Stornfels erwähnt, wozu die Gerichte Ulfa und Widdersheim mit den Dörfern Stornfels, Ulfa, Borsdorf, Ober- Widdersheim und Unter-Widdersheim gehörten. Außer Stornfels waren hier u. a. auch Nidda, Schotten, Lißberg und Bingenheim Sitz eines solchen Amtes. In dem Salbuch des selben Jahres steht für Ulfa u. a.: 

„Oelphe

Item In dem gut Dorffe sint XXI 

menner und III witwen und 

ham XIII pluge und die dynen 

zu Iglicher art zwen tage“.


Es gab also 21 Männer – wobei hier nur die verheirateten Männer gezählt wurden. Rechnet man im Durchschnitt eine Familie mit vier Personen, so kommt man auf eine Einwohnerzahl von etwa 80 Personen. Die Anzahl der „pluge“, gemeint sind hier Pflüge, war für den Umfang des Ackerbaus von Bedeutung. Je mehr Pflüge es gab, desto mehr Ackerfläche konnte bearbeitet werden. In früheren Schriften wurden an Stelle der Pflüge irrtümlich Pferde genannt. 

 

In den Urkunden dieser Zeit finden sich viele verschiedene Schreibweisen für Ulfa. Im Hess. Jahrbuch für Landesgeschichte wurden die Namensformen aus annähernd 100 Urkunden aufgeführt: Olôffe, Olaffa, Olfo, Olpho, Olefo, Olfe, Olphe, Olfhe, Olffe, Olefe, Olephe, Oliffe, Oliphe, Olfen, Olff, Olyff, Olfa, Olpha, Olefa, Olepha, Olipha, Ulpha (bereits 1255), Ulfe und Ulff.


Mit den eintretenden Veränderungen um die Mitte des 15. Jahrhunderts (Erfindung des Buchdruckes) endete die Zeit des Mittelalters und man spricht aus heutiger Sicht vom Beginn der Neuzeit.  


Text: Günter Stahnke, 2019 ©; 

Quellen: Hess. Jahrbuch f. Landesgeschichte 1953, Staatsarchive Marburg und Darmstadt,  Dtsch. Limesstraße W. E. Keller 1999, Niddaer Geschichtsblätter Nr. 8, 2003